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BESONDERE GEDANKEN
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Wenn im Herbste die Blätter von den Bäumen fallen, so will man das für ein Beispiel der Vergänglichkeit deuten. Ein schlechtes Beispiel, denn nach wenigen Monaten wachsen auf dem Baum junge Blätter, und es wird ein Frühling, der ganz so ist, wie die früheren waren. Das Beste, was wir uns antun können, ist, was wir nicht haben können, möglichst zu übersehen, und das, was wir haben, möglichst hoch im Wert zu halten. Wer ein Daheim und eine Familie hat und dazu das Bewusstsein dieses Glückes, der weiß, dass er sein Weniges an Zeit und Geld unmöglich besser und seiner Pflicht entsprechender verwenden kann als für die Familie, dass er kein größeres Vergnügen haben kann als die dankbare Liebe seiner Frau, als das Gedeihen seiner Kinder. Kann er sie hinausführen in die freie Natur, kann er ihnen im Bekannten Neues, im Kleinen Großes zeigen, kann er die jungen Gemüter anregen mit einem Kieselstein, erwärmen mit einer Blume, entzücken mit einem Vogelnest, welch ein Sonnenstrahl muss nicht da in sein eigenes Herz fallen! Und so ein Spaziergang wiegt ihm eine Reise nach Italien bei weitem auf. Peter Rosegger (1843-1918)